Vaiṣṇava-Sevā

Im Sommer 1947 begann Śrīla Guru­deva, mit Śrīla Bhak­ti­pra­j­ñāna Keśava Gos­vāmī Mahārāja zu Pre­di­ger­pro­grammen zu reisen, begleitet von Sajjana-Sevaka Brah­macārī, Anaṅga-Mohana Brah­macārī und anderen. Ācārya Kesarī sprach vor großen Men­schen­mengen und inspi­rierte seine Zuhörer, dem bhakti-Pfad zu folgen. Eines Tages, als Ācārya Kesarī vor einer großen Zuhö­rer­schaft in einer Halle sprach und Guru­deva in seiner Nähe saß und sich Notizen machte, trat ein gepflegter, gut­ge­klei­deter Vaiṣṇava durch die Hin­tertür ein und setzte sich. Ācārya Kesarī hielt kurz inne, wäh­rend sich ihre Blicke trafen, und bedeu­tete dann Guru­deva, ihn nach vorne zu rufen und einen Platz auf der Bühne anzu­bieten. Guru­deva machte einen Platz auf der Bühne frei, bekränzte den Vaiṣṇava mit einer Gir­lande und trug ihm San­del­holz­paste auf die Stirn auf.

Nach dem Vor­trag erklärte Ācārya Kesarī Guru­deva: „Das war ein her­aus­ra­gender Schüler Paramārād­hya­tama Śrī Guru-Pādapadmas. Sein Name ist Śrī Abhaya Caraṇāra­vinda Prabhu. Er ist einer der Gründer unserer Gauḍīya-Vedānta-Samiti. Ver­suche, ihm zu dienen und von ihm zu hören, wann immer du Gele­gen­heit dazu bekommst.“

Śrīla Guru­deva knüpfte eine enge Bezie­hung zu Abhaya Caraṇāra­vinda Prabhu und diente ihm zunei­gungs­voll. Er chauf­fierte ihn vom und zum Tempel, wusch seine Wäsche und brachte ihm prasāda. Abhaya Caraṇāra­vinda Prabhu pries Ācārya Kesarī vor Guru­deva: „Du bist vom Glück begün­stigt, die Gemein­schaft eines so erha­benen Gurus wie Śrīla Bhak­ti­pra­j­ñāna Keśava Gos­vāmī Mahārājas zu erhalten. Er dient Śrīla Bhak­ti­sid­dhānta Saras­vatī Prab­hupāda ohne Unter­lass mit Herz und Seele. Unter seiner Füh­rung wird dir der höchste Nutzen zuteil.“ Er unter­wies Śrīla Guru­deva: „Im Tempel muss man einige Ent­sa­gungen auf sich nehmen. Sei nicht ent­mu­tigt, das wird dir im spi­ri­tu­ellen Leben helfen. Am Anfang mag es schwierig erscheinen, aber mit der Zeit wird es dir leichter fallen und natür­lich und ange­nehm werden.“

Ein anderer pro­mi­nenter Schüler Prab­hupāda Saras­vatī Ṭhā­kuras, den Śrīla Guru­deva wäh­rend dieser Zeit traf, war Śrīla Bhak­ti­pra­moda Purī Mahārāja. Er blieb 1947 für einige Monate in Ācārya­devas āśrama. Ācārya Kesarī beauf­tragte Guru­deva mit dem Dienst seines Gott­bru­ders und beide schlossen enge Freund­schaft. Guru­deva beglei­tete Purī Mahārāja jeden Tag zur Gaṅgā und trug seinen Was­ser­topf und fri­sche Kleider. Eines Tages, als sie badeten, spülte die starke Strö­mung der Gaṅgā Guru­devas Was­ser­topf davon. Dieser Topf war Guru­devas letzter Besitz aus seinem frü­heren Zuhause gewesen. Śrīla Purī Mahārāja lachte: „Jetzt ist dein letzter mate­ri­eller Besitz davongeschwommen.“

Śrīla Guru­deva hegte heim­lich den Wunsch, seinem spi­ri­tu­ellen Mei­ster mehr per­sön­li­chen Dienst dar­bringen zu dürfen. Er bewun­derte den Cha­rakter und den Dienst Anaṅga-Mohana Brah­macārīs, des per­sön­li­chen Die­ners Ācārya Kes­arīs. Anaṅga-Mohana beglei­tete Ācārya Kesarī seit seiner Kind­heit über­allhin. Er sprach ihn nicht als Guru­deva an, son­dern als Bābā, als Vater. Anaṅga-Mohana diente uner­müd­lich von früh bis spät. Er war ein begna­deter Koch und wenn er sang und dabei mṛdāṅga oder kara­tālas spielte, lebten die Zuhörer auf. Sein feh­ler­loser Cha­rakter und sein gütiges Wesen waren überaus anzie­hend. Obwohl von sehr gutem Aus­sehen, war er ent­sagt, besonnen und duldsam. Er hing nicht an gutem Essen, kom­for­ta­blem Wohnen oder anderem Luxus.

Nach Jahren unent­wegten Die­nens erkrankte Anaṅga-Mohana auf einer Pre­di­ger­reise mit Ācārya Kesarī in Kaly­āṇa­pura in Ben­galen an akutem Fieber und Husten. Den­noch bestand er darauf, seinen Dienst für Ācārya Kesarī fort­zu­führen. Dabei brach er eines Tages bewusstlos zusammen. Ācārya Kesarī brachte ihn zu einem erfah­renen Homöo­pa­then nach Kal­kutta, doch seine Gesund­heit bes­serte sich nicht. Bald begann er Schleim und Blut zu husten. Ācārya Kesarī küm­merte sich für­sorg­lich um Anaṅga-Mohana. Als Guru­deva sah, dass das Pflegen Anaṅga-Mohanas Ācārya Kesarī von seinen anderen Auf­gaben zurück­hielt, bat er: „Guru Mahārāja, bitte erlaube mir, Anaṅga-Mohana zu pflegen.“

Er ist mein lieber Sohn“, sagte Ācārya Kesarī, „ich werde mich selbst um ihn kümmern.“

Bin ich nicht auch dein Sohn?“ fragte Gurudeva.

Doch, du bist auch wie mein Sohn“, stimmte Ācārya Kesarī zu und erlaubte Guru­deva, Anaṅga-Mohana zu pflegen.

Ācārya Kesarī erhielt den Rat, Anaṅga-Mohana nach Sid­dhā­vāṭī in die Berge zu bringen, wegen des gün­stigen Klimas dort. Śrīla Guru­deva und ein paar Gott­ge­weihte beglei­teten Ācārya Kesarī. Als sich Anaṅga-Mohanas Zustand in Sid­dhā­vāṭī ver­schlim­merte, brachte ihn Ācārya Kesarī im späten Herbst 1947nach Devag­hara in Vai­dy­anātha Dhāma in Bihar. In Devag­hara war Śrīla Guru­deva pau­senlos im Dienst beschäf­tigt. Er sam­melte Spenden, kochte, machte sauber und diente seinem spi­ri­tu­ellen Mei­ster per­sön­lich. Gleich­zeitig pflegte er Anaṅga-Mohana.

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