Am fünften Tag des pari­kramās kam die Gruppe nach Modadrum­ad­vīpa, wel­ches mit Bhāṇḍīra­vana in Vraja iden­tisch ist. Modadrum­ad­vīpa kennt man auch als Māma­gāchī. Rāma, Sītā und Lakṣ­maṇa lebten wäh­rend Ihrer Ver­ban­nung einige Zeit auf dieser Insel. Rāma offen­barte Sītā­devī hier, dass er im Kali-Yuga als Śrī Gau­ra­hari erscheinen und jeder­mann mit Seinem außer­ge­wöhn­li­chen Ver­breiten von nāma-saṅkīrtana bezau­bern würde. „Ich werde san­nyāsa annehmen und Du, als Meine Frau Viṣṇu­priyā, wirst in Tren­nung von Mir herz­zer­rei­ßend weinen. Als Viṣṇu­priyā wirst du eine Bild­ge­stalt von Mir anfer­tigen und Mich ver­ehren, und in glei­cher Weise werde auch Ich später eine gol­dene Bild­ge­stalt von Dir verehren.“

Warum wirst du so etwas tun?“, fragte Sītā.

Ich werde als Gaurāṅga erscheinen, um den Vor­gang zu lehren, wie man gött­liche Liebe erweckt. Diese Liebe wird sowohl im Zusam­men­sein als auch in der Tren­nung geko­stet. Wäh­rend der Tren­nung erfahren der Geliebte und die Geliebte das Glück des inner­li­chen Zusam­men­seins und ver­gessen die äußere Welt. Gott­ge­weihte werden durch das Feuer der Tren­nung gerei­nigt und sehen sich nach dem Glück des unmit­tel­baren Dien­stes. Auf diese Wiese wird Zusam­men­sein durch Tren­nung genährt.“

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In Modadrum­ad­vīpa erschien Vṛn­dā­vana Dāsa Ṭhā­kura. Auch der Vater von Śrī­vāsa Paṇḍitas Frau Māliṇī­devī lebte in der Nähe von Vṛn­dā­vana Dāsa Ṭhā­kuras Haus, wie auch Sāraṅga und Murāri, zwei Gefährten Śrīman Mahāprabhus.

Die Pari­kramā­gruppe ging weiter zur nord­west­li­chen Grenze Modadrum­ad­vīpas. Hier, an dem Ort namens Vai­kuṇṭha­pura, wird hier ewig­lich Śrī Nārāyaṇa zusammen mit Seinen Ener­gien Śrī, Bhū und Līlā ver­ehrt. Die Aus­strah­lung, die von diesem tran­szen­den­talen Land aus­geht, ist als die Brahman-Ausstrahlung bekannt.

Einmal begab sich Nārada Ṛṣi nach Vai­kuṇṭha, traf dort aber Lakṣmī-Nārāyaṇa nicht an. Als er sich nach Ihrem Ver­bleib erkun­digte, erfuhr er, dass sie sich auf der Erde, in Navadvīpa-Dhāma, auf­hielten. Nārada Ṛṣi kam dar­aufhin nach Navad­vīpa und sah hier Śrī Nārāyaṇa als Gaurāṅga Mahāprabhu.

Rāmā­nu­jācārya kam auf Anord­nung Śrī Jagan­nāt­ha­devas in Purī eben­falls hierher. Rāmā­nu­jācārya erlangte dar­śana von Mahā­prabhu und war von Seiner Schön­heit gefes­selt. Mahā­prabhu wies ihn an, dāsya-bhakti und viśiṣtādvaita-vāda (die Lehre von der indi­vi­du­ellen Ein­heit) zu pre­digen und den kevalādvaita-vāda (die Lehre des aus­schließ­li­chen Monismus) Śaṅ­karācāryas zu wider­legen. Rāmā­nu­jācārya ist als Ananta in Mahā­prabhus Spielen bekannt.

Auch die Pāṇḍavas kamen nach Modadrum­ad­vīpa und lebten in Mahatpura, weil sie gehört hatten, dass Kṛṣṇa in dem kom­menden Zeit­alter als Cai­tanya Mahā­prabhu erscheinen würde. Sie nahmen Ent­sa­gungen auf sich und erhielten Mahā­prabhus Dar­śana. Auch Madhvācārya, der Lehrer des dvaita-vāda (Dua­lismus) ver­ehrte Mahā­prabhu hier und bekam Seine Audienz. Mahā­prabhu sprach zu Ihm: „Ich werde als der Sohn Śacī­devīs erscheinen und Ein­wei­hung in deiner Schü­ler­nach­folge annehmen. Ich werde prema-bhakti und die Hei­ligen Namen ver­breiten. Du soll­test kreuz und quer durch Indien reisen und die Kon­zepte Śaṅ­karācāryas wider­legen, die gegen die Lehren der Veden verstoßen.“

Danach kam die Pari­kramā­gruppe zur Wohn­stätte Sāraṅga Ṭhā­kuras, eines erha­benen Geweihten Mahā­prabhus. Als Sāraṅga Ṭhā­kura davon hörte, dass der Höchste Herr in Māy­āpura geboren werden würde, zog er nach Modadrum­ad­vīpa und war­tete auf den dar­śana des Herrn. Sāraṅga Ṭhā­kura ver­ehrte Rādhā-Mādhava-Bildgestalten. In Seiner Jugend scherzte Mahā­prabhu gern mit ihm. Einmal kam Er zu Sāraṅga Ṭhā­kuras āśrama und fragte ihn: „Was hast du heute geopfert?“

Ich habe Wur­zeln und Früchte dar­ge­bracht, wie ich es immer tue“, ant­wor­tete Sāraṅga Ṭhākura.

Mahā­prabhu sagte: „Ich bin nicht Rāma, der nur von Wur­zeln und Wald­früchten lebte, und du bist nicht Śabarī, die mir halb­ge­kauten Beeren opferte. Ich mag fri­sche Butter und Milchsüßigkeiten.“

Sāraṅga Ṭhā­kura ent­geg­nete: „Wir sind hier nicht in Vraja. Bitte nimm diesen Spinat und dieses Gemüse zu Dir. Dieser Spinat schmeckt sogar noch besser als die Butter aus Vṛndāvana.“

Sāraṅga Ṭhā­kura bot Mahā­prabhu viele Speisen aus Bana­nen­blüten und ver­schie­denen Wur­zeln und Gemüsen an. Der Herr setzte sich und ehrte prasāda, wäh­rend Ihm Sāraṅga Ṭhā­kura mit großer Freude Luft zufä­chelte. Als Mahā­prabhu aß, bemerkte Er: „Der Geschmack dieses Spi­nats ist wun­derbar! Er schmeckt wahr­haftig noch besser als die Speisen in Vraja. Dieser Geschmack ist unver­gleich­lich. Ich werde jeden Tag hier­her­kommen und prasāda zu Mir nehmen.“

Sāraṅga Ṭhā­kura kochte jeden Tag schmack­hafte Gerichte für die Freude seiner Bild­ge­stalten und Mahā­prabhus. Als er aber ins fort­ge­schrit­tene Alter kam und kör­per­lich schwä­cher wurde, begann er sich Sorgen zu machen, wie er seinen Dienst weiter fort­setzen konnte.

Mahā­prabhu riet ihm: „Weihe jemanden als deinen Schüler ein.“

Ich sehe nie­manden, der dafür qua­li­fi­ziert ist“, ant­wor­tete Sāraṅga Ṭhā­kura, „die Men­schen in dieser Zeit sind alle­samt gefallen.“

Wen immer du berührst, der wird qua­li­fi­ziert werden“, ver­si­cherte ihm Mahāprabhu.

Am näch­sten Morgen, als Sāraṅga Ṭhā­kura in der Gaṅgā badete, sah er den toten Körper eines Jungen im Wasser treiben. Er berührte seinen Kopf und sprach den gāyatrī-mantra in sein Ohr. Wie durch ein Wunder wachte der Junge auf und erhob sich. Sāraṅga Ṭhā­kura nannte ihn Murāri. Murāri begann auf der Stelle alle not­wen­digen Dienste zu ver­richten, die Bild­ge­stalt zu ver­ehren, zu kochen, zu opfern, sau­ber­zu­ma­chen und Wasser aus der Gaṅgā zu bringen.

Sāraṅga Ṭhā­kura wurde zornig: „Wo kommt bloß dieser unge­zo­gene Junge her? Er beraubt mich all meines Dienstes.“

Sāraṅga Ṭhā­kura wollte Murāri mit einem Stock zur Räson zu bringen, doch dieser lief rasch davon. Trotzdem führte er alle Dienste weiter aus, nur mit sicherem Abstand. Am näch­sten Tag kam Mahā­prabhu und fragte Sāraṅga Ṭhā­kura nach seinem Befinden. „Dieser törichte Junge, den ich ein­ge­weiht habe, nimmt mir alle meine Dienste fort!“ beschwerte sich Sāraṅga Ṭhākura.

Mahā­prabhu lachte und sagte: „Jetzt bist du schon alt. Lass Murāri dienen.“

Also diente Murāri weiter. Bis zum heu­tigen Tag führen Murāris Nach­fahren den Dienst zu Śrī Śrī Rādhā-Mādhava fort.

Einmal kam auch Garuḍa mit einem Topf voll himm­li­schem Nektar über Vṛn­dā­vana und Prayāga an diesen Ort nach Navadvīpa-Dhāma. Ein Altar für seine Ver­eh­rung befindet sich heute an diesem Platz. Garuḍa sitzt und heißt die Gott­ge­weihten will­kommen, die für den dar­śana von Sāraṅgas und Murāris Rādhā-Mādhava-Bildgestalten kommen. Die­je­nigen, die sich wün­schen, den Nektar der Hei­ligen Namen zu kosten, sollten zu diesem Ort Sāraṅga Ṭhā­kuras, Murāris und Garuḍas gehen und auf­richtig darum beten. Es ist Mahā­prabhus Wunsch, dass alle bhaktas diesen Nektar trinken, der bei Sāraṅga, Murāri und Garuḍa in Modadrum­ad­vīpa auf­be­wahrt wird.

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