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ls Poli­zei­kom­missar war Śrīla Guru­deva die meiste Zeit fern von Tiwa­ripur. Gele­gent­lich nahm er Urlaub, um bei seiner Familie zu sein, vor allem, wenn Feste oder große Zusam­men­künfte von sādhus in Tiwa­ripur abge­halten wurden, wie das für einen Monat andau­ernde Kumbha-Melā-Fest im Frühjahr.

Zu einer dieser Kumbha-Melās kam ein Yogī, der vor den Dorf­be­woh­nern prahlte: „Ich habe für zwölf Jahre harte Ent­sa­gung auf mich genommen und die Voll­kom­men­heit im Yoga erreicht. Jetzt kann ich über Wasser laufen.“

Die Dorf­be­wohner strömten am Ufer des Flusses zusammen, um die mysti­schen Kräfte des Yogīs zu sehen. Auch zu Guru­deva war die Nach­richt gedrungen und er kam, um es sich anzu­schauen. Mit einem Len­den­schurz aus Reh­fell, höl­zernen San­dalen und einem Was­ser­krug in der Hand ging der Yogī leicht und stolzen Hauptes über den Fluss hin und wieder zurück. Die Dorf­be­wohner staunten und begannen, ihn zu ver­ehren, aber der weise Dorf­äl­teste war von der Vor­füh­rung nicht beein­druckt. Auf­grund seines Ein­flusses ließ auch die Bewun­de­rung der anderen Leute nach. Der Yogī fragte den Dorf­äl­te­sten: „Sind Sie denn nicht beein­druckt? Ich habe gerade die Natur­ge­setze außer Kraft gesetzt. Das ist keine kleine Leistung.“

Sie halten sich für sehr groß­artig“, ent­geg­nete der Dorf­äl­teste, „aber wir haben jemanden in unserem Dorf, der ungleich größer ist als Sie. Er ist ein erha­bener Gott­ge­weihter. Schon als Kind erweckte er einen seiner Mit­schüler wieder zum Leben, als dieser von einer Schlange töd­lich gebissen wurde, indem er ver­trau­ens­voll Śrī Rāmas Hei­lige Namen chantete.“

Wo ist er?“, fragte der Yogī begierig, „bitte bringen Sie mich zu ihm.“

Er wurde zu Śrīla Guru­deva gebracht, der ihn trotz seines Bartes und seiner ver­filzten Haaren als den­selben Freund erkannte, den er in seiner Kind­heit von dem Schlan­gen­biss gerettet hatte. Sie freuten sich, sich wie­der­zu­treffen und umarmten sich. Stolz sagte der Yogī: „Sieh, was aus mir geworden ist!“

Ist das, was du gelernt hast, zu etwas nütze?“, fragte Guru­deva. „Jeder kann einen Fluss mit einem Boot für ein paar Münzen über­queren. Aber kannst du den weiten Ozean des Leids des mate­ri­ellen Daseins über­queren? Zeit ist das kost­barste Gut in dieser Welt, und du hast Jahre deines Lebens ver­geudet, um einen bil­ligen Trick zu lernen. Hät­test du deine Zeit genutzt, um Gott zu ver­ehren, hät­test du reine Liebe zu Ihm erlangen und dein Leben zum Erfolg führen können. Wel­chen Wert haben mysti­sche Kräfte, wenn sie dich nicht aus dem Kreis­lauf von Geburt und des Todes retten?“

Beschämt fragte der Yogī: „Was schlägst du vor, was ich tun soll?“

Bhakti-yoga ist der ein­zige Vor­gang, der dich vor dem Leid des mate­ri­ellen Daseins bewahren und dir die Zuflucht von Bha­ga­vāns Lotosfüße gewähren kann“, ant­wor­tete Śrīla Guru­deva. „Kṛṣṇa selbst beschreibt in der Bhagavad-Gītā, dass bhakti-yoga die beste aller spi­ri­tu­ellen Bemü­hungen ist:

yogīnām api sar­veṣāṁ
mad-gatenāntar-ātmanā
śrad­dhāvān bhajate yo māṁ
sa me yuk­ta­tamo mataḥ
Bhagavad-Gītā
6.47

Der beste aller Yogīs ist der­je­nige, der Mich mit großem Glauben ver­ehrt und immerzu in Liebe an Mich denkt.“

Śrīla Guru­deva beschrieb die über­ge­ord­nete Stel­lung des bhakti-yoga, so dass sein Freund seinen Wunsch verlor, berühmt zu werden, und begierig wurde, eine Bezie­hung zu Gott auf­zu­bauen. Jahre später nahm er dīkṣā-Ein­wei­hung von einem Gauḍīya-Vaiṣṇava-Ācārya an und erhielt den Namen Prema-Prayojana. Er zog nach Uttara Kāśī, hoch in den Hima­layas, und chan­tete täg­lich drei­hun­dert­tau­send Hei­lige Namen Kṛṣṇas.

Sri Guru-Darsana

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