Indien sah sich in den Jahren nach der Unabhängigkeit 1947 mit vielen Widrigkeiten konfrontiert. Der politische Leitgedanke der indischen Führung jener Zeit bestand darin, Minderheiten zu schützen, zu finanzieren und zu unterstützen, während sie zur selben Zeit das Dharma Hindustans vernachlässigten. Die Politiker waren der Ansicht, dass der Weg für Indiens Fortschritt auf der Weltbühne darin bestand, spirituelle und religiöse Aktivitäten zugunsten des Materialismus aufzugeben.
Śrīla Gurudeva ermutigte seine Landsleute, ihren spirituellen Reichtum nicht zu vernachlässigen. Er warnte vor dämonischen Personen ohne Wissen vom Selbst, die unter dem Vorwand der Erhebung der menschlichen Zivilisation verschieden Arten von Maschinen und Waffen entwickelten, denn dadurch bewirken atheistische und materialistische Gesellschaften ihre eigene Zerstörung.
Gurudeva war in Mathurā, als Kuñja Bihārī Brahmacārī einen Brief erhielt, der ihn anwies, sogleich zu kommen, um auf einem Himalaya-Außenposten im Chinesisch-Indischen Krieg zu kämpfen. Kuñja Bihārī war Kommandeur in der Armee gewesen, hatte aber seinen Posten aufgegeben und sich dem Tempel in Mathurā angeschlossen. Kuñja Bihārī litt an Grippe, als der Brief ihn erreichte, deswegen riet ihm Śrīla Gurudeva, in einem anderen Tempel zu bleiben und den Krieg zu vermeiden.
Im Winter 1962 wurde der Chinesisch-Indische Krieg auf einer Höhe von 14.000 Fuß im verschneiten Himalaya ausgetragen. Die Bedingungen waren so hart, dass mehr Soldaten durch das eisige Wetter ums Leben kamen als durch großangelegte Kämpfe. Nach einem Monat Krieg wurde ein Waffenstillstand ausgerufen und die Armeen zogen sich aus den umstrittenen Gebieten zurück.
Unmittelbar nach dem Krieg veröffentlichte Śrīla Gurudeva einen Aufruf an die Inder, ihr Dharma und ihre Kultur zu schützen und warnte davor, dass eine Nation, die sich vom Herrn abwendet, dazu verurteilt ist, sich selbst zu zerstören.
Śrīla Gurudeva schrieb in der Dezember-Ausgabe der Patrikā im Jahre 1962:
Der Ruf des Himalaya, die Kultur Indiens zu schützen
Die Taten des höchsten Herrn, des unabhängigen Meisters des Universums, sind unergründlich. Selbst Brahmā, der universale Architekt, und der Śaṅkara, der Zerstörer, können die Geheimnisse dieser Spiele nicht verstehen, von gewöhnlichen bedingten Seelen ganz zu schweigen. Obwohl das Erschaffen und Zerstören des Universums scheinbar gegensätzliche Tätigkeiten sind, ist der Zweck von beiden derselbe. Beides geschieht zum unbegrenzten Wohl aller Lebewesen. Die innere Absicht bei der Unterwerfung der Dämonen und dem Schutz der Heiligen und Halbgötter ist die gleiche, obwohl beides unterschiedlich zu sein scheint. Nur die Gottgeweihten, die sich Bhagavān ergeben haben, können in dieses Geheimnis seiner Taten eindringen.
Seit der Schöpfung der Welt stehen die Halbgötter (die Diener des höchsten Gottes, die kosmischen Abläufe beaufsichtigen) und die niederträchtigen Dämonen (die dem Herrn feindlich gesinnt sind) in ständigem Konflikt. Wie aus den Veden ersichtlich ist, werden die Dämonen in diesen Kämpfen am Ende immer besiegt. Jedoch geraten auch die Halbgötter unter den Händen der Dämonen in furchtbare Situationen, sobald sie Bhagavān vergessen, auch das geht aus den Schriften hervor. Der Fall jeder Person, Gesellschaft oder Nation, auf die Kṛṣṇas Gnade nicht scheint, ist unvermeidlich, auch wenn sie kurzzeitig in Blüte stehen mag.
Auf der Erde ist das Land Bharata (Indien) das heiligste Land. Seit unvordenklichen Zeiten war Bharata der Schauplatz der der glückverheißenden Spiele Bhagavāns und auch der Ort, an dem göttlich gesegnete, selbstverwirklichte Seelen Entsagungen auf sich nahmen. Im Norden stehen die schneebedeckten Gipfel des Himalaya auf dem Dach der Welt, als ob sie die Flagge des spirituellen Fortschritts Indiens schwenken, während die drei verbleibenden Richtungen die Füße des Himalaya zu waschen scheinen, indem sie stolz den Ozean der göttlichen Eigenschaften Indiens preisen, wie Ruhe, Toleranz und Frieden. Indien ist nach außen hin voller Charme und nach innen strahlt es noch mehr ‒ als Stätte der Wahrheit, des Glücks und der Schönheit. Während andere Länder ihre Zeit auf unzivilisierte barbarische Weise verlebten, tief in der dunklen Nacht der Unwissenheit verloren, beleuchtete die Sonne von tattva-jñāna, reinem Wissen und edler Kultur schon damals den Himmel Indiens. Die Entwicklung von Kultur und Zivilisation in der ganzen Welt ist Indien zuzuschreiben.
Der Hauptgrund ‒ und genaugenommen einzige Grund ‒ für das erhobene Haupt und das leuchtende Gesicht Indiens ist der spirituelle Reichtum, die Zivilisation und die Kultur unserer alten Weisen, die die Absolute Wahrheit kannten. Gegenwärtig sind wir nur aufgrund dieses spirituellen Reichtums in der Welt bekannt; und nur dieser spirituelle Reichtum wird auch uns in der Zukunft zu Ruhm verhelfen.
Unglücklicherweise wurde dieser spirituelle Reichtum wiederholt geplündert. Auch der gegenwärtige Angriff unzivilisierter Verräter der Religion, die dem Pfad der Dämonen folgen, ist in der Tat bedrohlich. Wenn es uns nicht gelingt, diesen Reichtum zu schützen ‒ das Land der reinen Entsagung der alten Heiligen ‒, wird das Ergebnis nicht nur für Indien, sondern für die zivilisierte Gesellschaft weltweit furchtbar sein.
Abgesehen von einigen wenigen unkultivierten Lagern, überwindet die Mehrheit der Menschen in den verschiedenen Nationen, Kulturen und Sampradāyas heute unbedeutende Mentalitätsunterschiede und schließt sich zusammen, um den dämonischen Kräften entgegenzutreten. In dieser Situation richtet sich unsere Bitte nicht nur an die Bewohner Indiens, sondern an alle zivilisierten und anständigen Menschen, die mit göttlicher Natur gesegnet sind: Mögen wir uns unter dem Schutz Gottes vereinen! Lasst uns die dämonischen Kräfte zwingen, dem Pfad der Gerechtigkeit zu folgen! Wo Dharma ist, dort ist Kṛṣṇa ‒ und wo Kṛṣṇa ist, dort ist Sieg. Der Himalaya ruft uns, unsere spirituelle Kultur zu schützen.