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achdem er die brāhmaṇa-Schnur erhalten hatte, begann Śrīla Gurudeva das gāyatrī-Mantra zu chanten und täglich über Śrī Rāma zu meditieren. Einmal hatte er einen Traum, in dem Śrī Rāma und Lakṣmaṇa vor ihm erschienen. Vor seinen Augen verwandelten Sie Sich in wunderschöne goldene Persönlichkeiten und sagten: „In Tretā-yuga waren wir Rāma-Lakṣmaṇa, jetzt sind wir Gaura-Nitāi und leben in Navadvīpa. Du solltest alles aufgeben und bald hierherkommen.“ Gurudeva hatte noch nie über Gaura-Nitāi oder über Navadvīpa gehört. Er wunderte sich: „Wer sind die beiden? Warum rufen Sie mich?“ Śrīla Gurudeva ging weiter zur Schule, ohne jemandem von seinem Traum zu erzählen. Nichtsdestoweniger hatte sich diese Offenbarung Gaura-Nitāis in sein Gedächtnis eingebrannt. Einige Nächte später träumte er von einer strahlenden Szene an den Ufern der Gaṅgā. Die Ufer waren von Palmen gesäumt und unzählige leuchtende Gottgeweihten tanzten und sangen freudvoll: „Nitāi-Gaurāṅga! Jaya Nitāi-Gaurāṅga!”
Von der fünften bis zur siebten Klasse lernte Śrīla Gurudeva in der Bihar-Bhumihar-Brāhmaṇa-High School. Danach wechselte er zur Buxar-High School, wo er die achte bis zehnte Klasse abschloss. Sein Lieblingsfach war Geschichte, in dem er immer Bestnoten bekam. Einmal las er im Geschichtsunterricht eine kurze Biographie Caitanya Mahāprabhus:
„Kṛṣṇa erschien im Kali-Zeitalter als Caitanya Mahāprabhu, um den bedingten Lebewesen die höchste Segnung zuteilwerden zu lassen – den vertraulichen Dienst zum göttlichen Paar Rādhā-Kṛṣṇa. Hunderte Verse des Vedischen Kanons beziehen sich auf Caitanya Mahāprabhus Erscheinen und Seine Göttlichkeit. Im Atharva-Veda heißt es:
Der Höchste Herr, der eins wird mit Seiner glückseligen Freudenenergie, erscheint im siebten Vaivasvata-Manvantara, zu Beginn des achtundzwanzigsten Kali-Yugas. Begleitet von Seinen ewigen Gefährten unterweist Er die gesamte Welt im Chanten Seiner eigenen Namen in Form des Kṛṣṇa-mahā-mantras. Welche andere Inkarnation außer Śrīman Mahāprabhu Caitanyadeva würde so grundlos barmherzig sein und auf diese Weise handeln?
Caitanya Mahāprabhu erschien als der Sohn Jagannātha Miśras und Śacī Mātās in Nadia, Westbengalen, während einer Mondfinsternis in der Vollmondnacht des Phālguna-Monats im Jahre 1407 Śakābda (18. Februar 1486). Von Kindheit an zeigte Er eine starke Anziehung zum Hören und Chanten der Heiligen Namen Kṛṣṇas. In seiner Jugend war Er ein berühmter Logiker und Sanskritgrammatiker, der spielerisch leicht seine zeitgenössischen indischen Akademiker in Debatten besiegte und zum unbestrittenen größten Gelehrten Seiner Zeit aufstieg.
Als Sein Vater verschied, reiste Caitanya Mahāprabhu nach Gayā, um die śrāddha Rituale zu vollziehen, wie es Brauch war. In Gayā empfing Er den gopāla-mantra von Śrī Īśvara Purī. Von diesem Moment an zeigte Er des Öfteren ekstatische Symptome. Die älteren Vaiṣṇavas Nadias, angefangen mit Advaita Ācārya, waren erstaunt, solche Veränderung in Nimāi zu sehen. Aus dem früheren besessenen Gelehrten wurde ein Vaiṣṇava-sādhu, der die falschen religiösen Praktiken seiner Zeit durch das Einführen der Saṅkīrtana-Bewegung – das gemeinsamen Chanten der Heiligen Namen ‒ reformierte.
Mit 24 Jahren verließ Caitanya Mahāprabhu Seine Familie. Er trat in den entsagten Lebenstand (sannyāsa) ein und wurde unter dem Namen Śrī Kṛṣṇa-Caitanya bekannte. Danach verließ Er Bengalen und ließ sich mit Seinen wichtigsten Gefährten, wie Nityānanda Prabhu, in Orissa nieder. Nachdem Er einige Zeit in Jagannātha Purī zugebracht hatte, begab sich Mahāprabhu auf eine sechsjährige Wallfahrt durch Indien, bei der Er die meiste Zeit durch Südindien reiste. Eine Seiner Stationen war Godāvarī. Dort begegnete Er dem Vizekönig Rāmānanda Rāya und sprach mit ihm über esoterische bhakti-Themen. Nachdem Er nach Jagannātha Purī zurückgekehrt war, verspürte Mahāprabhu den Wunsch, nach Vṛndāvana zu reisen. Tausende treuer Anhänger begleitet Ihn. Auf dem Weg nach Vṛndāvana besuchte Er Rāmakeli im nordwestlichen Bengalen, wo Er Seine zwei wichtigsten Gefährten Rūpa und Sanātana traf, und setzte daraufhin Seine Reise nach Vṛndāvana später mit nur einem Begleiter fort. Danach kehrte Er nach Jagannātha Purī zurück und lebte dort für die verbleibenden achtzehn Jahre Seines irdischen Daseins, versunken in ekstatische Gefühle. Diese und andere biographische Details finden sich in einer Reihe von Büchern, wie dem Caitanya-Bhāgavata Śrīla Vṛndāvana dāsa Ṭhākuras und dem Caitanya-Caritāmṛta Śrīla Kṛṣṇadāsa Kavirāja Gosvāmīs.
Auf Grundlage des Śrīmad-Bhāgavatams und des Vedānta-Sūtras lehrte Caitanya Mahāprabhu die fehlerlose Philosophie des acintya-bhedābheda-tattva: des gleichzeitig Eins‒ und Verschiedensein der individuellen Seele mit der Höchsten Seele. Er lebte und predigte den Pfad spontaner Hingabe zum göttlichen Paar Śrī Śrī Rādhā-Kṛṣṇa und führte die erhabene Methode zur Selbstverwirklichung im gegenwärtigen Zeitalter ein: das gemeinsame Chanten der Namen Kṛṣṇas.
Bevor Er die Welt verließ, verfasste Caitanya Mahāprabhu das Śikṣāstakam, ein Sanskrit-Gedicht, in dem Er der ultimativen hingebungsvollen Liebe und Ekstase Ausdruck verlieh, die durch das reine Chanten der Heiligen Namen erlangt werden kann. Die acht Verse des Śikṣāstakam fassen die Theologie des Gauḍīya-Vaiṣṇavatums zusammen.“
Śrīla Gurudeva fühlte sich angezogen von diesen Beschreibungen Caitanya Mahāprabhus, vor allem von Seinem Vertieftsein in kṛṣṇa-bhajana und nāma-saṅkīrtana. Er war in seiner Jugend vielfach sādhus aus der Rāmānuja-Sampradāya und anderen Vaiṣṇava-Schulen begegnet, aber er hatte nie die gleiche Anziehung zu ihnen verspürt, wie jetzt, als er mit dem Ruhm Caitanya Mahāprabhus bekannt wurde. Folglich entstand in ihm eine Begierde, die Nachfolger Mahāprabhus zu treffen.
Gurudeva schnitt in der Schule überdurchschnittlich gut ab. Er war immer der Beste oder Zweitbeste in den verschiedenen Fächern. Die Schüler und die Lehrer respektierten ihn aufgrund seiner Hingabe und seiner Intelligenz und gaben ihm leitende Rollen in der Schule. Er war musikalisch begabt und besaß eine anziehende Stimme. Er lernte zudem Sanskrit und nahm an Sanskrit-Debatten teil. Von Natur aus sportlich, bestritt Gurudeva Schulwettkämpfe im Laufen, Hochsprung und Weitsprung. Er wurde der Kapitän seiner Mannschaft und riet seinem Team: „Wenn ihr springt, betet zu Śrī Hanumānjī, und wenn ihr lauft, zu Garudajī. Dann werdet ihr bestimmt gewinnen.“ Wann immer er seine Mannschaft zu Bezirks- oder Landesmeisterschaften führte, begrüßten sie jeden, den sie trafen mit „Jaya Śrī Rāma! Jaya Hanumān!“ Und die Leute antworteten: „Jaya Śrī Rāma!“ Während des Rennens riefen sie laut: „Jaya Śrī Rāma!“, und wenn sie gewannen, jubelte die Menge: „Jaya Śrī Rāma!“ Śrīla Gurudevas Mannschaft wurde Bezirks- und Landesbester in verschiedenen Wettbewerben. Jeder, der gegen Gurudeva antrat, machte sich höchstens Hoffnungen auf den zweiten Platz. Seine Familie war erstaunt und stolz, dass ihr Nārāyaṇa Tiwari der Beste in allem war, was er tat, sei es in der Schule oder im Sport. In jedem Gebiet, dem er sich widmete, wurde er ein Meister und brachte seinen Eltern viele Geschenke und Preise.
Jeden Tag nach der Schule rannte Gurudeva zurück ins zehn Kilometer entfernte Tiwaripur. Seine Haushaltspflichten erledigte er schnell und gründlich. Vor dem Abendessen drosch er mit seinem Vater Reis, und zusammen füllten sie vierundzwanzig Scheffel (vier Säcke) Getreide in einer Stunde. Einmal während seiner Zeit an der Schule in Buxar bemerkte sein Vater über ihn: „Dieser Junge ist ein Energiebündel. Er rennt nur. Eines Tages wird er rennen und rennen und nicht wieder zurückkehren.“
Oft verbrachte Śrīla Gurudeva nach der Schule Zeit mit seinen Freunden. Sie lasen zusammen Schriften und schrieben religiöse Artikel. Sie badeten auch in der Gaṅgā. Einmal, als die Gaṅgā über die Ufer getreten war, stifteten ihn seine Freunde an, durch den reißenden Fluss zu schwimmen. Gurudeva nahm die Herausforderung mutig an und schwamm trotz der starken Strömung ans andere Ufer und wieder zurück.
Einmal im Jahr wurden im Dorf Ahalyāvali, am Ufer der Gaṅgā in der Nähe von Tiwaripur, die Mahāviri-Jhanda-Wettkämpfe zu Ehren Hanumānjīs ausgetragen. Sportler aus ganz Bihar maßen sich dort in Leichtathletik. Paṇḍita Tiwari nahm an den Wettkämpfen teil und gewann etliche Preise. Śrīla Gurudeva besuchte die Veranstaltung mit seinem Vater. Dort sah er eine große Gruppe von Gottgeweihten, die die Heiligen Namen „Hare Rāma Hare Rāma Rāma Rāma Hare Hare, Hare Kṛṣṇa Hare Kṛṣṇa Kṛṣṇa Kṛṣṇa Hare Hare” sangen und dabei tanzten.