Tridaṇḍi Svāmī Śrīmad Bhaktisāraṅga Gosvāmī Mahārāja war ein enger Freund Śrīla Bhaktiprajñāna Keśava Gosvāmī Mahārājas. Es war weitgehend Ācārya Kesarīs Bemühung gewesen, die ihn dazu bewegt hatten, der Mission Śrīla Prabhupādas beizutreten. Als er sah, wie machtvoll Ācārya Kesarīs predigte, verlieh Bhaktisāraṅga Gosvāmī Mahārāja ihm den Ehrentitel Pāśaṇḍa-Gajaika-Siṁha ‒ „der Löwe, der die elefantenähnlichen Irrlehren atheistischer und unpersönlicher Denkschulen zerreißt. Beide Ācāryas besuchten sich oft und sie nahmen an den Eröffnungsfeiern neuer Zentren ihrer jeweiligen Missionen teil. Vom 29. Januar bis zum 2. Februar 1962 fand unter Leitung des Gründers und Präsidenten der Śrī Gauḍīya Sangha, Bhaktisāraṅga Gosvāmī Mahārāja, in der Indraprastha Gauḍīya Maṭha in Delhi ein fünftägiges Installationsfestival für die Bildgestalten Śrī Śrī Guru Gaurāṅga Rādhā-Vṛndāvancandra statt. Śrīla Gurudeva war zu diesem Anlass eingeladen und besuchte das Festival in Delhi mit Śrīmad Bhaktivedānta Svāmī Mahārāja und brahmacārīs aus Mathurā.
Tausende von Menschen kamen zu dem Fest. Śrīla Gurudeva und seine Brahmacārīs halfen bei der Organisation, dem Kochen und in anderen Belangen. An den Abenden lud Śrīla Bhaktisāraṅga Gosvāmī Mahārāja verschiedene Vaiṣṇavas zum Sprechen ein. Am Abend des 30. Juni war eine Runde von religiösen Gelehrten versammelt, um über Sanātana-Dharma zu sprechen. Śrīla Bhaktisāraṅga Gosvāmī Mahārāja ergriff zuerst das Wort, gefolgt vom Chief Commisioner Delhis, Śrī Dharmavirajī und Śrīla Bhaktisaurabha Bhaktisāra Mahārāja. Anschließend sprachen Śrīla Bhaktivedānta Svāmī Svāmī Mahārāja und Śrīla Gurudeva, und nach ihnen Śrīla Bhaktikamala Parvata Mahārāja, Dr. Śrī R.V. Joshī M.A., Ph.D., Dr. Śrī K.D. Bhardawaja M.A., Ph.D. und Śāstrī-purāṇācārya Vidyāsāgara. Śrīla Gurudevas gelehrter Vortrag über nitya-dharma wurde sehr geschätzt und später niedergeschrieben und in der Bhagavat-Patrikā veröffentlicht.
Das folgende ist eine Zusammenfassung dieser Vorlesung, die in der zwölften Ausgabe des Rays of the Harmonist erschien. Śrīla Gurudeva sagte:
„Sobald wir von dharma oder Religion reden, schließt das sogleich auch die Person mit ein, der die Religion ausübt. Man kann dharma und dharmī (den Ausübenden) nicht voneinander trennen, so wie man das Wasser und sein Flüssig sein oder Feuer und seine Wärme nicht voneinander trennen kann. Bevor man sich mit der Natur oder Funktion einer Sache befassen kann, ist es notwendig, die Sache an sich zu betrachten. In gleicher Weise, wenn wir von Religion sprechen, ist es angebracht, zunächst den Ausübenden der Religion zu untersuchen. Stellen wir daher zuerst einmal die Frage nach dem Ich, die Frage nach dem Selbst.“
Um die Wahrheit über das Selbst zu erhellen, erzählte Śrīla Gurudeva die Geschichte von Indra und Virocana, die Brahmā als ihren Guru akzeptiert hatten, um herauszufinden, was das Selbst ist. Brahmā demonstrierte seinen Schülern an praktischem Beispiel den Unterschied zwischen Körper, Geist und Seele. Gurudeva sagte:
„Die Seele besitzt drei Wohnstätten, ähnlich einer Erdnuss, die aus drei Teilen besteht (der Schale, der Haut und der Nuss selbst). Die Aufenthaltsorte der Seele sind (1) der grobe Körper, der aus fünf materiellen Elementen besteht; (2) der subtile Körper, der das Bewusstsein reflektiert; und darüber hinaus (3) der reine Körper der Seele. Jeder dieser Körper besitzt seinen eigenes, separates dharma. Der grobe und feine Körper sind beide vergänglich und daher ist auch ihr dharma zeitweilig. Die Seele jedoch ist ewig und unvergänglich. Dies ist die Schlussfolgerung der Veden und des Vedāntas, der Upaniṣaden und der Purāṇas. Aus diesem Grund nennt man die Religion der Seele nitya-dharma oder sanātana dharma (ihre ewige Aufgabe). Es wird auch als vedisches dharma oder bhagavat-dharma bezeichnet.“
Śrīla Gurudeva beschrieb dann bhakti-yoga als das ewige dharma der Seele, die Stufen von bhakti, angefangen von śraddhā bis hin zu prema, und wie und warum sich die Seele von Kṛṣṇa abwendet: „Wenn sich das von Natur aus marginale, winzige bewusste Lebewesen vom Dienst Gottes abwendet, dann bedeckt Gottes illusionierende Energie māyā die reine winzige bewusste Natur der Seele mit feinstofflichen und grobstofflichen materiellen Körpern. Maya zwingt das Lebewesen, fortgesetzt durch 8.400.000 Lebensformen zu wandern. Sobald sich die Seele aber wieder Kṛṣṇas Dienst zuwendet, wird sie von den Körpern, die ihr durch die illusionierende materielle Energie aufgezwungen werden, frei. Solange die Seele es versäumt, dem Herrn zu dienen, wird sie unausweichlich von drei Arten von Leiden gequält.
Anitya-dharma oder Zeitweilige Religion ist solche, in der das Beten für Brot und Butter die höchste Verehrung darstellt; in der man manchmal Hindu, manchmal Muslim, manchmal Buddhist, manchmal Christ und dann wieder Hindu ist; in der man danach strebt, von Krankheiten geheilt zu werden, den Körper als die Seele ansieht oder das Lebewesen mit dem Herrn gleichsetzt; in der man Essen an Bedürftige verteilt und Krankenhäuser und Schulen baut, mit der Auffassung, Dienst an den Armen sei Dienst zu Gott; in der man glaubt, zeitweilige religiöse Pflichten und ewige Religion seien gleich; in der man die ewige Aufgabe der Seele vernachlässigt, Säkularismus propagiert, im Namen von Dienst zum Herrn unschuldige Tiere und Vögel opfert oder der Menschheit oder seinem Land dient.
Solche zeitweilige Religion kann der Welt keinen dauerhaften Nutzen bescheren. Unter Umständen kann Sie uns zur ewigen Religion hinführen, und zwar dann, wenn wir ewige Religion als einen Tempel, das heißt als unser höchstes Ziel, ansehen und die andere Form der Religion als Stufen, die zu diesem Tempel hinführen. Sofern die zeitweiligen religiösen Praktiken aber die ewige Aufgabe der Seele bedecken oder über sie dominieren, sollten Sie aufgegeben werden. Moral, Humanismus oder weltliche Liebe, denen es an der Religion der Seele mangelt, sind bedeutungslos und verdienen keine Anerkennung. Sinn und Zweck jeder Moral und jedes Dienstes am Menschen ist es, reine Liebe zu Gott zu erlangen.“
Śrīla Gurudeva beschrieb dann mit Nachweisen aus den Schriften, dass die höchste Beschäftigung im nitya-dharma der hari-saṅkīrtana ist: „Solange es in einem Land nur einen echten Verfechter der ewigen Religion der Seele gibt, der das Feuer des Chantens der Heiligen Namen Gottes am Leben erhält, so lange ist diese Nation ruhmreich, selbst wenn sie unter fremder Herrschaft steht, ihre Reichtümer geplündert, ihre Schriften zu Asche verbrannt und ihre Kultur, Kunst und ihr Wohlstand zerstört werden. Dieses Chanten der Namen Gottes ermöglicht das ewige Wohl der Welt, des Landes, der Gesellschaft, der Familie und des Selbst.“