Eines Tages, während des 1965er Navadvīpa-Dhāma Parikramās, waren Śrīla Bhaktivedānta Vāmana Gosvāmī Mahārāja und Śrīla Bhaktivedānta Narayaṇa Gosvāmī Mahārāja auf dem Weg zurück zur Devānanda Gauḍīya Maṭha. In Safrangewänder gekleidet und leuchtend aufgrund der transzendentalen Liebe in ihrem Herzen, führten sie Tausende Pilger an, die zu den heiligen Namen von Nitāi-Gaurāṅga sangen und tanzten. Als sie so auf der heiligen Erde von Śrī Gaurāṅgas ewigem Reich schritten, schien es, als ob Śrī Nityānanda sie aus der spirituellen Welt manifestiert hatte und in seinem Schoß trug.
Die Straße brannte in der Märzsonne, und die Tatsache, dass die Pilger keine Schuhe trugen, ließ die Szene noch denkwürdiger erscheinen. Erstaunt vom Anblick dieser illustren Gottgeweihten, dachte sich Parimala, ein neunjähriger brāhmaṇa-Junge aus Campaka-Haṭṭa: „Sieh nur, mit welcher Demut diese besitzlosen sannyāsīs diese sengend heiße Straße ertragen“. Er rief zwei Rikscha-Fahrer herbei und trug ihnen auf: „Hier, nehmen Sie diese sechs Annas (36 Paisa) und bringen Sie diese sādhus in ihren Tempel. Sehen Sie nur, welche Strapazen sie auf sich nehmen! Ihre Füße sind aufgerieben und blasig und ihre Gesichter rot und schweißgebadet. Sie laufen hier in der größten Mittagshitze. Wofür sind Sie Rikschafahrer, wenn Sie solchen Persönlichkeiten nicht dienen?“
Die Rikschafahrer kamen herbei und brachten Śrīla Bhaktivedānta Vāmana Gosvāmī Mahārāja und Śrīla Bhaktivedānta Narayaṇa Gosvāmī Mahārāja zur Devānanda Gauḍīya Maṭha. Dieser scheinbar unbedeutende Dienst sollte das Leben von Parimala verändern. Er wusste nicht, ob es sich um bedeutende Menschen dieser Welt, direkte Gefährten Kṛṣṇas oder um Inkarnationen der Energie Śrīmatī Rādhārāṇīs handelte. Er spürte einfach in ihrer Gegenwart uneingeschränkte Gnade. Er wusste, dass sie Asketen ohne jeden materiellen Besitz waren. Er überlegte: „Wovon leben sie? Sie sind auf Almosen von den anderen Mitgliedern der Gesellschaft angewiesen.“ Kṛṣṇa hatte ihm die Fähigkeit gegeben, zu dienen, und so entschied er: „Ich sollte diese Gelegenheit nutzen, Kṛṣṇas Geweihten zu dienen.“
Wenn man einem sādhu auch nur einen kleinen Dienst erweist, wird dieser ihn nie vergessen, sondern ihn vielmehr als groß und wichtig erachten. Reine Gottgeweihte sind persönliche Familienmitglieder Kṛṣṇas. Sie brauchen keinen materiellen Besitz. Wenn sie Almosen oder Dienste annehmen, dann nur zu unserem Nutzen. Woran sollte es den geliebten Dienern Kṛṣṇas mangeln? Dennoch reisen sie und verbreiten zum Wohl der bedingten Seelen die Botschaft des transzendentalen Lebens.
Göttliche Persönlichkeiten statten jeden, der mit ihnen in Kontakt kommt, mit spiritueller Kraft aus, so wie die Sonne jedem Energie spendet. Die sādhus nehmen große Anstrengungen auf sich, sie reisen umher, nähren die bedingten Seelen mit dem Nektar des vraja-rasas und dem Dienst Śrīmatī Rādhārānīs, stillen ihre ureigene Sehnsucht und führen sie wieder zu ihrer wahren Natur. Die Göttliche Kraft ist voller Güte und Nektar. In der Muṇḍaka Upaniṣad heißt es: nāyamātmā balahīnena labhyo ‒ „ohne spirituelle Kraft ist die Seele nicht zu verstehen.“ Menschen sind im allgemeinen Sklaven des Körpers und zu feige, aus dem Korsett der eigenen Unwissenheit auszubrechen. Sie können die Wahrheit nicht erkennen, solange göttliche Persönlichkeiten nicht die Welt bereisen und ihnen die Gnade des Herrn zuteilwerden lassen.
An jenem Tag, als Parimala zum ersten Mal seine göttlichen Meister sah, die Inbilder der Barmherzigkeit waren, nahmen sie sein Herz gefangen. Einige Jahre später begann er, jeden Abend nach der Schule zur Devānanda Gauḍīya Maṭha zu kommen, um Śrīla Narayaṇa Gosvāmī Mahārāja und Śrīla Vāmana Gosvāmī Mahārāja zu besuchen. Er knüpfte eine enge Beziehung mit Śrīla Gurudeva. Gurudeva pflegte eine Kelle mahā-prasāda-Süßreis für ihn aufzuheben, hari-kathā zu ihm zu sprechen und ihm Verse des Bhagavad-Gitā zu lehren. Ein paar Jahre später verließ Parimala sein Zuhause, um nie wieder zurückzukehren. Ohne seiner Familie seinen Verbleib mitzuteilen, begleitete er Śrīla Gurudeva nach Mathurā.